SWAT-Team in Atlanta (USA). Bild: Msgt. Roger Parsons/National Gua
Msgt. Roger Parsons/National Gua
Bild: Msgt. Roger Parsons/National Gua

Falsche Meldungen - "Swatting": Wer die Polizei seit Jahren zu Unschuldigen schickt

Sie melden eine Messerstecherei, ein Gasleck oder sogar eine Bombe: Immer wieder gehen bei der Polizei falsche Notrufe ein. Die Täter wollen ihren Opfern die Polizei nach Hause schicken; "Swatting" nennt man das. Wie gefährlich diese Attacken sein können, zeigt sich in den USA: Mehrere Menschen sind dort dabei gestorben. Auch in Deutschland scheinen die Fälle seit Jahren zuzunehmen. Häufig richten sich die Angriffe gegen Menschen, die im Netz live streamen, die Täter sitzen zu Hause vor dem Bildschirm und schauen zu. In einer gemeinsamen Recherche mit dem „Spiegel“ geht Kontraste der Frage nach: Wer sind diejenigen, die die Polizei als Waffe einsetzen?
 
Beitrag von Daniel Laufer

Anmoderation: Und zuerst geht es bei uns um Menschen, die andere quälen und fertigmachen. Und zwar indem sie ihnen die Polizei ins Haus schicken - sie als Attentäter nicht einmal - sondern immer wieder falsche Notrufe absetzen und behaupten von ihnen würde eine akute Gefahr ausgehen. Seit Jahren werden Internet-Promis und Politiker Opfer - aber darüber wie die Täter vorgehen war wenig bekannt. Nach monatelanger Recherche - gemeinsam mit den Kollegen des Nachrichtenmagazins der Spiegel - enttarnen wir jetzt, wie vernetzt die Kriminellen dabei vorgehen. Und: Wir konnten mit einem der Täter sprechen.

Polizist

"Auf den Boden! Auf den Boden legen, hab ich gesagt! Hinlegen! Hände auf den Rücken!"

Der Mann, den diese Polizisten überwältigen, greife Passanten mit einem Messer an – so wird es per Notruf gemeldet. Es ist eine perfide Lüge: Was hier passiert, nennt sich Swatting.

Falsche Notrufe, mit dem Ziel, Einsätze auszulösen – in den USA kamen so schon Menschen ums Leben.

Nachrichtensprecher

"Es stellte sich heraus, der Anruf war ein Fake, Swatting genannt. Ein Beamter eröffnete das Feuer und ein unschuldiger Mann wurde getötet."

Seit Jahren kommt es auch in Deutschland zu Swattings.

Drachenlord

"Die sind hergegangen und haben einen Großalarm bei mir ausgelöst."

Streamer+

"Die standen da vorne mit acht Bullen, weißte? Mit gezogener MP5 im Anschlag."

Dieser Film handelt von einer Gruppierung, die Menschen jagt und Einsatzkräfte als Waffe nutzt.

Insider

"Das ist halt so, als würde man den Fernseher anschalten und hätte eine ganze Reihe von Knöpfen vor sich. Und wenn man auf den Knopf drückt, kommt die Polizei und Feuerwehr."

Meist richten sich die Attacken gegen Livestreamerinnen und Livestreamer – wie "quiteLola", wie sie sich im Netz nennt. Auf der Videoplattform Twitch hat sie mehr als 100.000 Follower. Rund 30 Swattings, sagt sie, habe sie bereits erlebt.

quiteLola, Twitch-Streamerin

"Wenn ich streame und ich höre Sirenen, dann gibt es mir direkt so ein Gefühl: Das könnte jetzt wieder was sein. Es gab auch schon Swatting-Anrufe, da wurde mir unterstellt, dass ich angeblich eine Bombe bei mir hätte oder einen Terroranschlag plane, bewaffnet sei, und da wurde mir dann auch von der Polizei gesagt: Sie können froh sein, dass Sie heute nicht in den Lauf einer Pistole geschaut haben."

Vor gut einem Jahr: Lola ist in Hamburg, streamt live von einer Hafenrundfahrt. Beim Kapitän des Schiffs geht eine Warnung der Polizei ein: Laut einem Anrufer habe sie angekündigt, den Schiffsführer mit einem Messer angreifen zu wollen.

quiteLola

"Die haben herausgefunden, auf genau welchem Boot ich bin."

Am Anleger wird Lola schon erwartet.

"Guck mal, da vorne, Polizei."

quiteLola

"Es ist natürlich ein komisches Gefühl, wenn man da angeleuchtet wird und dann an eine Wand gestellt wird und um einen herum irgendwie 20, 30 Polizisten sind und man wie eine Terroristin eigentlich behandelt wird."

Sie sagt, es sei bereits das zweite Mal an diesem Tag gewesen, dass sie geswattet wurde.

Die Angreifer organisieren sich im Verborgenen, sind dabei weitgehend ungestört – wie diese Recherche von Kontraste und "Spiegel" zeigt.

Im Zentrum steht eine Gruppierung, die sich "NWO" nennt – unter anderem eine ironisch gemeinte Anspielung auf die Abkürzung für "Neue Weltordnung", ein Verschwörungsmythos.

"Die ‚NWO‘ sieht alles!"

Kontraste und dem "Spiegel" liegt ein riesiger Datensatz vor, mehr als 75.000 interne Chatnachrichten und Tonaufnahmen von Gesprächen aus unterschiedlichen Quellen – über einen Zeitraum rund sechs Jahren. Erstmals ermöglicht er einen Einblick in das Innerste der Gruppierung.

Wir hören die Täter, wie sie mit ihren Taten prahlen.

Sprachaufzeichnung

"Ich hatte den Spaß meines Lebens. Ich war zwei Tage lang wach und habe nur Leute geswattet. Ich habe wirklich mich gefühlt wie ein König, ich habe komplett durchgedreht. Ja, hat auf jeden Fall Spaß gemacht, es war super."

Auch auf Politiker macht die "NWO" Jagd: Kontraste und "Spiegel" liegen zwei von der Gruppierung erstellte Listen vor mit Namen und zum Teil privaten Adressen von insgesamt 77 aktuellen und ehemaligen Landtagsabgeordneten aus Rheinland-Pfalz und Niedersachsen.

Sprachaufzeichnung: "Was denkst du, wäre so am besten für die Politiker? Was könnte man denen so, was die richtig abfucken würde? War nicht gut, dass du mir diese Liste gegeben hast. Großer Ärger!"

"Ich habe noch eine dritte. Wär ja geil, wenn ich noch von ein paar Bundestagspolitikern die Adressen finden würde."

Zehn auf den Listen geführte Politiker, die wir stichprobenartig angefragt haben, bestätigen, im August und September des vergangenen Jahres geswattet worden zu sein. Die Täter: offiziell unbekannt.

Wie häufig Swattings sind, wissen Sicherheitsbehörden nicht – denn es ist kein eigener Straftatbestand. Kommt es zu Ermittlungen, dann meist wegen Notrufmissbrauchs.

Die Zahl der jährlichen Fälle nach Paragraph 145 des Strafgesetzbuchs, die nicht aufgeklärt werden konnten, hat sich in den vergangenen fünf Jahren beinahe verdoppelt – 2023 waren es fast 7.000.

Die Betoffenenorganisation "Institut für Sicherheit und Datenanalyse im Streaming" hat seit Februar 2022 132 Swatting-Betroffene ausgemacht – alleine auf Twitch. Einige davon habe es mehrfach erwischt, dazu komme die Dunkelziffer. Insgesamt soll die "NWO" in diesem Zeitraum mehr als 1.000 Streamer belästigt haben.

Die Psychologin Catarina Katzer vergleicht die Attacken mit einer Treibjagd – mit schlimmen Folgen für Betroffene.

Catarina Katzer, Psychologin

"Ein Täter ist dann zufrieden, wenn ein Opfer am Boden liegt. Und wenn es richtig zermürbt ist. Also wenn zum Beispiel jemand aus seiner Wohnung auszieht oder flüchtet und sich nicht mehr sicher fühlt, dann steigt auch deren Selbstwert, weil sie das Gefühl haben, sie haben Macht. Man kann gar nicht sagen, wie lange ein Opfer zu kämpfen hat, unter Umständen ein Leben lang. Also es gibt Opfer, die Traumata haben, die hören niemals auf."

Mit etlichen Betroffenen von Swattings haben wir gesprochen, kaum einer will in diesem Beitrag namentlich genannt werden.

Dafür gelingt es uns, jemandem zu treffen, der mittendrin war. Ein junger Mann, der sagt, er sei ausgestiegen aus der "NWO". Sein Name, auch ein Teil seiner Taten, sind Kontraste und dem "Spiegel" bekannt. Er will anonym bleiben – aus Angst vor seinen ehemaligen Mitstreitern und vor Strafverfolgung.

Kontraste

"Wie oft hast du das gemacht – Leuten die Polizei nach Hause geschickt?"

Insider

"Oft. Wie kann man das am besten sagen? Mh, zwischen drei und viermal die Woche über einen längeren Zeitraum, also ein Zeitraum von … zwei, drei Jahren."

In der Summe also: hunderte Swattings.

Schon in den Anfängen der "NWO" gibt es Hinweise auf eine Aufgabenverteilung bis hin zu einer strikten Hierarchie innerhalb der Gruppierung. Wer neu dazukommt, fängt ganz unten an – und soll sich beweisen.

Insider

"Es spricht sich auf jeden Fall rum, dass es Leute gibt, die jetzt Swatting betreiben. Ja, und diese Leute, die sind natürlich weitaus angesehener. Man hat Spaß daran, wenn die Leute sauer auf einen sind, aber man nicht schnappbar ist. Nicht fassbar. Das ist ja nichts anderes, als würde man jetzt den Fernseher anschalten, auf 'RTL zwei' 'Auf Streife' schauen. "Das ist genau das Gleiche, nur dass man diesen Extrabonus hat, dass man steuern kann."

Eine Gruppierung, die organisiert Swattings begeht – dass sie noch immer nicht überführt werden konnte, müsse man kritisch sehen, sagt Sebastian Fiedler. Der SPD-Innenpolitiker war selbst Kriminalpolizist.

Sebastian Fiedler (SPD), Bundestagsabgeordneter

"Wenn die Ermittlungsergebnisse das ergeben, dass sich da eine Gruppierung, vereinfacht gesprochen, zusammengetan hat, um zusammenzuarbeiten, um längerfristig sich zu Straftaten zu verabreden, dann spricht alles erst mal für einen Anfangsverdacht einer kriminellen Vereinigung. Das würde auch entsprechende Ermittlungsmöglichkeiten auslösen, die die Ermittlungsbehörden dann zur Verfügung hätten."

Die Reaktionen der Streamer auf Swattings schneidet die "NWO" zusammen und stellt sie ins Netz – wie Trophäen.

Lola streamt von unterwegs, ist also ständig woanders. Und trotzdem gibt es anscheinend kein Entkommen.

quiteLola

"Diese Swatter, die arbeiten auch in Gruppen, die arbeiten richtig organisiert und finden immer raus, wo man ist. Also ich kann in einem Café sitzen, zeig nicht das Logo, zeigt nicht den Namen des Cafés. Sie finden innerhalb von wenigen Minuten raus, welches Café das ist."

Häufig bringen die Angreifer in Erfahrung, wo ihre Opfer wohnen.

Das ehemalige "NWO"-Mitglied behauptet: Angehörige der Gruppierung fragen sogar das polizeiliche Fahndungssystem POLAS ab. Dazu fälschen sie ihre Telefonnummer.

Insider

"Dass bei der einen Polizeistelle die Nummer einer anderen angezeigt wird. Dann gibt man sich als Polizist aus und sagt, dass aktuell technische Schwierigkeiten im eigenen System bestehen und man keine Abfragen machen kann. Und wenn man selbst einen technischen Defekt hat und unfähig ist, diese Daten einzusehen, dann ist die andere Polizeistelle mehr als happy, da zu helfen."

Kontraste

"Und das funktioniert?"

Insider

"Das funktioniert. Von Vorstrafen bis vorherige Adressen."

Wie das abläuft, zeigt eine Tonaufnahme. Ausschnitte aus einem Anruf der "NWO" bei einer Polizeidienststelle im Schwarzwald:

Aufnahme Polizist (verfremdet)

"Polizeirevier Villingen, ***********, guten Abend."

Aufnahme Anrufer

"N’Abend. Oskar Schöttle hier von der PD Potsdam. Und zwar geht es um Folgendes: Wir haben hier gerade bei uns eine Person aufgegabelt vor dem Netto-Markt und … Ja, die hat hier randaliert, Leute angegriffen mit einer Stichwaffe. Um das ganze einmal abzukürzen: Es ist jetzt in dem Fall eine Dame. Die hat keine Ausweisdokumente bei sich."

Der Anrufer nennt den Namen der Frau, sagt, er habe sie in der Datenbank nicht finden können.

Er setzt darauf, dass der Polizist die Regeln bricht – denn eigentlich müsste er die Identität des Anrufers jetzt verifizieren.

Aber hilfsbereit gibt der Beamte Vorstrafen und Adresse der Frau heraus.

Aufnahme Polizist (verfremdet)

"Ach, bei uns im System ist sie hinterlegt."

Aufnahme Anrufer

"Das gebe ich an die Kollegen soweit weiter, und ja … Noch einen Dienst dir soweit, ne?"

Das zuständige Polizeipräsidium bestätigt auf Anfrage eine "unzulässige Datenübermittlung".

Zitat Polizeipräsidium Konstanz

"Die Identität des Anrufers konnte nicht festgestellt werden. […] Es liegen keine Erkenntnisse vor, dass dieser Vorfall der Gruppierung 'NWO' zuzuordnen ist."

Die Polizei: Wenn es um die "NWO" geht, scheint sie oftmals überfordert. Die Gruppierung verhöhnt den Rechtsstaat.

Aufnahme

"Das Lustige ist: Die haben ja das Ausmaß davon immer noch nicht auf dem Schirm."

Aufnahme

"Ja, weil die Bundesländer untereinander so scheiße kommunizieren."

Aufnahme

"Was ich hier halt so geil finde: Wir sitzen hier, veranstalten einen Riesenschaden, das ist absolut lustig, wir haben eine große Fresse. Wir gehören zu den wenigen Leuten im Internet, die zurecht eine große Fresse haben."

Im Oktober 2023 erreichen die Taten der "NWO" eine neue Qualität: Nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel gehen in ganz Deutschland per E-Mail mehr als 250 Bombendrohungen ein – wahlweise im Namen vermeintlicher pro-israelischer Terroristen und der Hamas.

Der Hamburger Flughafen wird für anderthalb Stunden lahmgelegt, betroffen sind auch das ZDF in Mainz und vor allem Schulen.

Kontraste und "Spiegel" enthüllen damals: Hinter der Serie stecken keine Terroristen, sondern Cyberkriminelle. Auch hiervon liegen Ton- und sogar Bildschirmaufnahmen vor.

Aufnahme

"Ok, was wollen wir machen? Lass mal … Wir nehmen eine Hauptschule, ein Gymnasium …"

"In Schweinfurt, die Friedensschule. Friedensschule kriegt eine Bombendrohung!"

Wochen später nimmt die Polizei zwei Verdächtige fest – damals 19- und 30 Jahre alt.

Nun ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe. 33 Verfahren ordnet sie den Beschuldigten zu.

Tobias Wagner, Oberstaatsanwalt, Sprecher Generalstaatsanwaltschaft Karlsruhe

"Die Gruppierung, denen die beiden Beschuldigten angehören sollen, ist eine Internetgruppe, eine Plattform, von der aus bestimmte Straftaten begangen worden sein sollen. Insbesondere handelt es sich hier um das Auslösen von falschen Notrufen, insbesondere um Feuerwehr oder Polizeieinsätze auszulösen."

Noch immer nicht identifiziert ist ein dritter Tatverdächtiger.

Dass sie überhaupt jemanden fassen konnten, verdanken die Ermittler wohl einer Netzaktivistin, die unter dem Namen Nella auftritt. Sie recherchiert zu Kriminellen.

Sie sagt, ein älteres Mitglied der "NWO" habe sich an sie gewandt – und um Hilfe gebeten.

Nella

"Er hat mir gesagt: Nella, die ganze 'NWO'-Geschichte läuft aus dem Ruder und hat mich dann in eine eher internen Gruppe reingebracht. Und in dieser internen Gruppe waren dann Dinge, die eben zu diesen extremeren Straftaten gehören."

Nella sammelt Belege, teilt sie mit der Polizei – und auch mit Kontraste und dem "Spiegel".

Sie sagt, innerhalb der Gruppierung gebe es zwei Generationen: die Älteren, die vor allem nach Unterhaltung suchen, und die Jüngeren, denen es eher um mediale Aufmerksamkeit geht.

Nella: "Die 'NWO' besteht aus sechs Personen mindestens und die Anhängerschaft sind über hundert. Also es hängt immer davon ab, mal mehr mal weniger. Aber die 'NWO' an sich ist ein relativ kleiner Kreis."

Kontraste

"Wer sind diese sechs Personen?"

Nella

"Unter anderem einer, der sich 'SeeKarl' nennt."

"SeeKarl"– seit mindestens sechs Jahren ist er dabei. Noch heute ist er "Administrator" des "NWO"-Servers auf der Plattform Discord.

Schon 2018 rief er zu Angriffen auf "Masken", also Zielpersonen, auf, teilte Links zu Livestreams.

Zitat "SeeKarl"

"Jungfrau Maske, bitte entjungfern"

Wer ist "SeeKarl" wirklich? Datenspuren im Netz führen uns zu einem Namen und zu einer Adresse in einer deutschen Großstadt. Wir wollen mit ihm sprechen.

Kontraste: "Guten Tag, Herr ********. Hier ist Daniel Laufer vom ARD-Magazin Kontraste …"

Mann: "Ja?"

Kontraste: "Ja."

Kontraste: "Sie terrorisieren seit Jahren nach uns vorliegenden Informationen Streamer."

Mann: "Wen terrorisiere ich?"

Kontraste: "Aber Sie sind 'SeeKarl'?"

Mann: "Nein."

Kontraste: "Wer ist denn 'SeeKarl'?"

Mann: "Fragen Sie mich doch nicht!"

Kontraste: "Sagt Ihnen der Name was?"

Mann: "Ja, natürlich sagt der Name mir irgendwas."

Kontraste: "Was sagt der Ihnen denn?"

Mann: "Was sagt er dir denn?"

Kontraste: "Mir sagt er, dass es ein Mitglied der 'NWO' ist, das …"

Mann: "Was ist denn die 'NWO'?"

Kontraste: "Die 'NWO' …"

Mann: "Sind wir im Kindergarten, oder was? Das sind irgendwelche Leute im Internet. Ich verstehe jetzt nicht …"

36 Jahre alt ist dieser Mann, der auf gar keinen Fall "SeeKarl" sein will.

Mann: "Ich weiß nicht, was Sie von mir wollen. Ich habe letzte Woche die Polizei hier gehabt. Da wurde gesagt, ich hätte den Fünfjährigen Jungen entführt und in meiner Wohnung umgebracht."

Kontraste: "Sie wurden geswattet."

Mann: "Ja."

Die Polizei bestätigt: Zwei Einsätze hat es hier gegeben, die sie als Swatting bewertet. Haben wir den Falschen identifiziert?

Tags darauf, unser Interview mit Nella. Mittendrin erhält sie eine Nachricht – von einer Person aus dem engsten Kreis der "NWO": Ein Fernsehteam sei bei "SeeKarl" gewesen.

Nella: "Wart ihr das?"

Kontraste: "Wir waren gestern bei 'SeeKarl.'"

Nella: "Ah."

Kontraste: "Aber 'Seekarl' hat behauptet, er sei nicht 'SeeKarl'."

Nella: "Jetzt weiß du, es war 'SeeKarl'."

Wir haben es mit einem mutmaßlichen "NWO"-Mitglied zu tun, das sich selbst verleugnet – und Ziel von Swatting-Angriffen wird, vom Jäger zum Gejagten. Mit den eigenen Leuten geht die Gruppierung offenbar genauso brutal um wie mit ihren Opfern.

weitere Themen der Sendung

Landrat Olaf von Löwis (CSU). Bild: Florian Peljak
Florian Peljak

Zwischen Asyl- und Porscheangst - Der Fall "Landrat von Löwis"

Der CSU-Landrat Olaf von Löwis musste nur das Grundgesetzt zitieren "Die Würde des Menschen ist unantastbar" – und wurde ausgebuht. Es ging um die Unterbringung von Flüchtlingen, auf einer Bürgerversammlung bei Miesbach. Der Landrat musste von der Polizei in Sicherheit gebracht werden. Er habe gezittert, sagt er. Doch wie konnte die Situation so eskalieren? Kontraste hat mit Dorfbewohnern gesprochen. Die Angst der Menschen reicht von sachlicher Kritik bis zur Sorge um den eigenen Porsche. Manche fühlen sich zu Unrecht in die rechte Ecke gestellt. Kontraste-Recherchen zeigen: Die Veranstaltung wurde wohl auch bewusst von Rechtsradikalen unterwandert.

Beitrag von Anne Grandjean und Markus Pohl